Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologe, Dipl. Biologe,

Asthmatrainer, Psychosomatik, Reisemedizin, Gelbfieberimpfstelle

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Krätze

Krätze (engl. Scabies) ist eine durch Milben (Sarcoptes scabei) hervorgerufene stark juckende und hoch ansteckende Hauterkrankung. Ausgelöst wird die Erkrankung durch die sich in die Hornschicht der Haut fressenden Milbenweibchen. Die Weibchen werden 0,2-0,5 mm groß, die entstehenden Gänge bis zu 1 cm lang. Am Ende des Ganges wird eine Erhebung, auch mit bloßem Auge als dunkles Pünktchen sichtbar, in der das Weibchen sitzt.

Besonders häufig finden sich die Scabies-Milben-Gänge (sog. Prädilektionsstellen) in Körpereinfaltungen wie Fingerzwischenräume (Interdigitalräume), Zwischenzehenräume, Achselfalten, Bauchnabel, Brustwarzen bei Frauen und im Genitalbereich. Der Scabiesbefall kann jederzeit besonders bei Kindern an jeglicher Körperstelle auftreten, z.B., auch (wenn auch selten) im Rückenbereich. Weltweit soll es jährlich zu 300 Millionen Erkrankungen kommen.

Symptome:

Eine Erstmanifestation (= infektion) verursacht zunächst nur geringe Hautveränderungen. Nach ca. 4 Wochen treten durch Zerfalls- und Ausscheidungsprodukte der Milben allergische Reaktionen auf (Typ I und III-Reaktionen) und plötzlich kommt es vor allem in der Bettwärme zu quälendem Juckreiz (Puritus). Kratzeffekte führen meist zu Sekundärinfektionen mit Pilzen und Bakterien. Ekzemative Hautveränderungen mit Knötchen und eitrigen Pusteln (Scabies nodosa) sowie borkiges Aussehen der Milbengänge (verzeinzelt oder gruppenweise) sind typisch. Als Sekundärfolge einer allgemeinen Sensibilisierung kann es auch zu Ekzemen anderer Körperregionen kommen. Auch nach erfolgreicher Therapie können postskabiöse Papeln als Ausdruck einer Immunantwort vom Spättyp starken Puritus verursachen. Bei Patienten mit guter Hautpflege kommen oft nur minimale Hauterscheinungen bei starkem Juckreiz vor (sog. “gepflegte Skabies“ = Scabies discreta). Bei Betroffenen mit einer geschwächten Immunabwehr (z.B. bei malignen Hauterkrankungen) kann es zu besonders schweren Verläufen mit massenhaftem Milbenbefall (sog. Scabies norvegica sive crustosa = Borkenkrätze) kommen, die ein psoriariformes (wie Schuppenflechte) Bild ergeben kann.

Diagnose:

Die Milbengänge können mit einer feinen Kanüle oder einem feinem Skalpell eröffnet werden. Der Ganginhalt wird auf einen Objektträger gebracht und in 10-20facher Vergrößerung mikroskopiert. Sichtbar werden bei Milbenbefall die weiblichen Milben, die Eier und der Milbenkot. Milbengänge können durch Auftupfen von Farbstoff mit einem Filzschreiber und unter Zusatz von einem Tropfen Alkohol dargestelllt oder mittels Auflichtmikroskop nachgewiesen werden.

Biologie der Krätzmilbe

Die Krätzmilbe Sarcoptes scabei gehört wie die Zecken (s. dort) zu den Arachniden (Spinnentiere) mit der Ordnung Acarina = Acari (Milben und Zecken) und der Unterordnung: Sarcoptiformes. Hierzu zählen die Acaridae (Vorratsmilben–Acanes siro) und die Hausmilben (Glycophagus domestius).

Die Krätzmilbe gehört zur Familie der Sarcoptidae (=Parasiten in der Haut von Wirbeltieren) u.a. Räude der Säugeiere). Nach der Begattung durch ein ca. 0,1 – 0,2 mm großes Männchen gräbt sich das Weibchen in die Hornschicht der menschlichen Haut tunnelförmige Gänge und legt 2-3 Eier pro Tag. Die männlichen Milben sterben nach der Kopulation auf der Hautoberfläche ab. Weibliche Tiere leben bis zu 8 Wochen. Aus den Eiern schlüpfen wie bei den Zecken sechsbeinige Larven, die sich zu achtbeinigen Nymphen, und nach 2-3 Wochen, zu geschlechtsreifen Milben entwickeln.

Tierräudemilben(Cheyletielosis) sind von Kaninchen, Hund- und Katzenfell auf den Menschen übertragbar. Selbst Vogelmilben (z.B. Hühnermilbe) können auf den Menschen als sogenannter Fehlwirt übergehen. Diese Infektionen sind jedoch milde und selbstlimitierend. Nahrungsmittelmilben (s.o..) können die sogenannte Getreidekrätze hervorrufen, welche einer irritativen Kontaktdermatitis an den exponierten Stellen (zumeist Hände) ähnelt.

Therapie:

Die Therapie wird in verschiedenen Ländern durchaus unterschiedlich durchgeführt, einheitliche therapeutische Richtlinien fehlen.

Beim Erwachsenen kommen zum Einsatz:

Da diese Mittel neurotoxisch wirken können und über die Haut resorbierbar sind, muß besonders bei stärker vorgeschädigter Haut und bei Kindern besondern vorsichtig therapiert werden. Säuglinge werden in der Regel daher im Krankenhaus behandelt. In den USA wird das nur gering resorbierbare und schnell abbaubare Permethrin eingesetzt.

Allethrin (ein Pyrethrin) ist in Kombination mit Piperonylbutoxid in Deutschland zugelassen (Jacutin N®, Spregal®-Spray). Bei Früh und Neugeborenen kann z.B. Crotamiton (Crotamutex®) angewendet werden. 

Insbesondere bei Erwachsenen mit Scabies norwegica kommt die orale Behandlung mit Ivermectin in letzter Zeit vermehrt zum Einsatz.

Begleitend zur medikamentösen Therapie gilt:

Bett und Körperwäsche täglich wechseln und bei hohen Temperaturen waschen.  

Zuvor getragene Oberbekleidung und Schuhe 4 Tage nicht benutzen und reinigen: (die Krätzmilbe kann nur 3 Tage außerhalb des menschlichen Körpers überleben!). Im Gefrierschrank sterben die Milben nach spätestens 12 Stunden ab.

Eine gleichzeitige Behandlung aller Kontaktpersonen, insbesondere der engeren Familienangehörigen, sollte durchgeführt werden.

Mit Scabies infizierte Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Kindergarten, Schulen) dürfen gemäß § 34 Abs 1 und § 33 IfGS nicht tätig sein (Meldepflicht). Beschäftigte, Schüler, Kinder dürfen die Einrichtung erst mit ärztlicher Bescheinigung der Milbenfreiheit wieder zugelassen werden.

Literatur:

  1. http://www.emedicine.com/emery/topic517.htm (Autor: Joseph Sciammarella).
  2. Arya, V.et al.: Pediatric scabies. Cutis 71, 193-196 (2003).
  3. Buffet, M., Dupin, N.: Current treatment for scabies. Fundam.Clin.Pharmacol. 17, 217-225(2003).
  4. Burroughs, R.F., Elston, D.M.: Cutis, 72, 107-109 (2003).
  5. DGPI- Handbuch 4. Auflage. 2003  S.635-639.
  6. Duddale, A.: Ivermectin for scabies. J.Paediatr.Child Health. 39, 392-393(2003).
  7. Shalhab, R.K., Loo, D.S.: Bullous scabies. J.Am.Acad.Dermatol. 49, 346-350 (2003)
  8. Walker G., Jahnatone P.: Scabies. Clin. Evid. (9) 1854-61 (2003).

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