Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologe, Dipl. Biologe,

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Sonnenschutzmittel für Kinder

(auch bei Neurodermitis - atopischer Dermatitis)

Eine sehr gute und umfassende Zusammenstellung der wichtigsten Informationen zum Thema Sonnenschutzmittel bei Kindern und Jugendlichen wurde von Frau Prof. S. Schauder 1998 in der Pädiatrischen Praxis, Vol. 54 auf den Seiten 231-263 veröffentlicht (1).

Die Autorin ist darin auch auf die physiologischen Besonderheiten des natürlichen Sonnenschutzes bei Kindern eingegangen:

”Wie viele andere Organe, befindet sich auch die Haut bei Kindern in der Reifungsphase. Die körpereigenen Schutzmechanismen gegenüber UV-Strahlen, in Form von Pigmentierung und Lichtschwiele, sind noch nicht optimal entwickelt. Die Talgdrüsenfunktion im Kindesalter ist sehr gering ausgebildet, damit auch der Lipidfilm der Hautoberfläche. Da die Epidermis bei Kindern nicht in der Lage ist, eine dicke Lichtschwiele zu entwickeln, ist die Barrierefunktion der Hornschicht nicht voll ausgeprägt und die Sonnenempfindlichkeit der Haut dadurch erhöht. Auch die Schweißdrüsenfunktion ist bei Kindern noch schwach ausgebildet. Damit kommt Schweiß als Träger der UV-absorbierenden Urokaninsäure kaum in Frage.”

Diese Ausführungen machen deutlich, daß gerade im Kindesalter richtiger Sonnenschutz sehr wichtig ist. Der beste Schutz ist die Vermeidung der direkten Sonnenbestrahlung in der Mittagszeit, Aufenthalt in abgeschatteten Bereichen, textiler Schutz und Schutzbrillen. Dies gilt selbstverständlich auch für Kinder mit atopischer Dermatitis.

Daneben stehen Sonnenschutzmittel zur Verfügung. Diese Präparate wirken durch ihre Inhaltsstoffe entweder als physikalischer und/oder chemischer Sonnenschutz. Der physikalische Sonnenschutz wird durch mineralische Deckpigmente auf Grund von Reflektion und Streuung der ultravioletten und sichtbaren Bereiche des Sonnenspektrums erreicht. Insbesondere ultrafeine Titandioxydpartikel oder Zinkoxydpartikel werden in unsichtbaren, physikalischen Sonnenschutz eingearbeitet. Der Vorteil dieser Mikropigmente liegt darin, daß diese Substanzen nicht resorbiert werden und somit kein allergiesierendes und sensibilisierendes Potential entfaltet wird. Die Präparate wirken sofort nach dem Auftragen und haben zum Teil eine ausreichend lange Wirkdauer und Wasserfestigkeit. Sonnenschutzpräparate mit chemischem Sonnenschutz verhindern nach Resorption photochemische Reaktionen des Lichtes mit körpereigenen Molekülen der Haut. Sie haben eine UV-filternde Wirkung. Je nach ihrem Wirkungsabsorptionsspektrum werden sie in UVA- und UVB-Filter unterschieden. Es gibt auch Filter, die beide Spektren absorbieren können (Breitbandfilter) (1).

Während vor allem UVB-Strahlung für die Sonnenbrandentwicklung, die lichtbedingte Alterung der Haut und die Tumorbildung verantwortlich ist, wird dem UVA-Licht mehr die Auslösung der pathologischen Lichtreaktionen zugeschrieben. In medizinischen Sonnenschutzpräparaten für lichtkranke Haut ist immer eine Kombination dieser Filter enthalten. UVA-Licht wird therapeutisch auch bei der atopischen Dermatitis für ältere Kinder eingesetzt.

Die Sonnenschutzwirkung der Filter wird als Sonnenschutzfaktor angegeben. Die Bewertung der UVB-Filter ist standardisiert. Ein Sonnenschutzfaktor gibt an, wieviel länger man sich bei Anwendung eines getesteten Produktes im Vergleich zu ungeschützter Haut in der Sonne aufhalten kann, bis gerade eine sichtbare Rötung erzeugt wird. Die Bestimmung des Sonnenschutzfaktors UVA ist noch nicht standardisiert (2). Welche Höhe des Schutzfaktors erforderlich ist, richtet sich nach dem individuellen Hauttyp und der erreichten Sonnengewöhnung. Es werden 6 Hauttypen unterschieden von Typ I sehr hellhäutig mit fehlender Pigmentierung nach Sonnenbestrahlung bis zum TypVI sehr dunkelhäutig mit dauerhafter Pigmentierung ohne Sonnenbrand. In Europa sind meist die Hauttypen I-IV zu finden, von Norden nach Süden ansteigend.

Die Faktoren sollten nicht zu hoch gewählt werden, da Faktoren über 30 meist nur durch den vermehrten Einsatz chemischer Filter zu erzielen sind.

Außerdem kann ein sehr hoher Faktor dazu führen, daß die Schutzwirkung überbewertet wird und eine unkritische Sonnenexposition resultiert.

Ein weiteres Kriterium des Sonnenschutzmittels ist seine Wasser- festigkeit bzw. Wasserbeständigkeit.

Der Sonnenschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels vor und nach Wasserkontakt wird gemäß einer Methode der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) ermittelt. In Europa existieren noch keine verbindlichen Richtlinien zur Bestimmung der Wasserfestigkeit von Sonnenschutzmitteln. Deshalb sollten auch sogenannte wasserfeste Sonnenschutzmittel nach dem Schwimmen und Abtrocknen neu aufgetragen werden. Die Schutzzeit verlängert sich dadurch allerdings nicht (1).

Ein Problem der UV-Filter (insbesondere der UVA-Filter) ist, daß zunehmend Allergien gegen sie bekannt werden (3). Dadurch wird deutlich, daß sie resorbiert werden und dann sensibilisierend wirken. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten wegen der relativ großen Hautoberfläche und den besseren Resorptionsbedingungen, Sonnenschutzmittel mit chemischen UV-Filtern nicht eingesetzt werden. Der Expositionsschutz sowie Sonnenschutzmittel mit Mikropigmenten sind für diese Altersstufen eindeutig zu bevorzugen.

Sonnenschutzmittel können auch Konservierungsstoffe und Duftstoffe enthalten, die sensibilisierend wirken können. Deshalb sollte, wenn möglich, auf Produkte ohne diese Zusätze oder zumindest solche mit genauer Deklaration zurückgegriffen werden.

Der UV-Index ist ein Wert für die Intensität der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung und wird für verschiedene Regionen Deutschlands angegeben. Die Informationen zum UV-Index sollen helfen, die zu erwartenden Risiken der Sonneneinstrahlung besser einzuschätzen. Je höher der UV-Index, desto kürzer ist die Eigenschutzzeit der Haut beim Bräunen. Der UV-Index bezieht sich immer auf den Tageshöchstwert der UV-Strahlung, wenn die UV-Strahlen am intensivsten sind. Der Begriff "UV-Index" und seine Definition sind weltweit einheitlich. Er wird auf einer nach oben offenen Skala dargestellt und nimmt in Deutschland Werte zwischen 1 und 8, in den Bergen auch bis 9 an. In den Tropen können mittlere Werte bis 12 erreicht werden. Die Informationen zum aktuellen UV-Index werden vom Deutschen Wetterdienst im Internet, von der Tagespresse und auch im Radio bekannt gegeben.

Sonnenschutz bei atopischer Dermatitis

Informationen, welche Sonnenschutzmittel bei Kindern mit atopischer Dermatitis verwendet werden sollen, findet man in der Literatur nicht. Auch Untersuchungen zur Verträglichkeit einzelner Präparate mit Lichtschutzfaktoren bei Kindern mit atopischer Dermatitis sind selten (4). Deshalb haben wir versucht, Erfahrungsberichte von pädiatrischen und dermatologischen Kollegen zu dem Thema zu erhalten. Folgende Aussagen fassen wir zusammen:

Frau Prof. Schauder hat eine Auswahl von Produkten zusammengestellt, die auf die trockene Haut des Atopikers eingestellt sind, Mikropigmente enthalten und deshalb entweder ohne Filtersubstanzen sind oder diese in geringen Konzentrationen enthalten. Diese Liste stellt ausdrücklich nur eine Auswahl verfügbarer Produkte dar, ihre Verträglichkeit muss individuell bei jedem Kind getestet werden.

Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass der Sonnenschutz, der durch die Sonnenschutzpräparate erreicht werden kann, nicht überbewertet werden sollte. Expositionsvermeidung ist der beste Schutz. Das Verhalten von Kinder und Jugendlichen gegenüber der Sonne wird wesentlich durch das Vorbild der Mutter beeinflußt (1). Somit muss die Information über richtigen Umgang mit Sonne und Sonnenbaden nicht nur die Empfehlung eines Sonnenschutzpräparates, sondern auch allgemeine, vorbeugende Maßnahmen und Verhaltensrichtlinien enthalten. Hilfreich kann zusätzlich die Beachtung des UV-Index sein.

Literatur:

  1. Schauder, S.: Neues zum Sonnenschutz bei Kindern und Jugendlichen. Pädiat. Prax. 54, 1998: 231-261.
  2. Schauder, S.: Sonnenbrand und Sonnenschutz. Pädiat. Prax. 51, 1996: 279-286.
  3. Schauder, S.: Lichtkrank durch Lichtschutz. Dt. Ärzteblatt 92, Heft 28/29, 17. Juli 1995: B-1477-1478
  4. Schöne, D.; Borelli, S.; Rippke, F.; Marjanovic, N.; Philipona, R.: Hochwirksame Lichtschutzmittel für Kinder- Stellenwert bei Neurodermitis constitutionalis atopica. H+G, 69, 5, 1994: 308-313.
  5. Bertrand, U.: Kein Schattendasein. ÖKO-Test-Magazin 6/1997: 36-42.
  6. Stiftung Warentest: Guter Schutz für zarte Haut. Test Sonnenmilch für Kinder. Zeitschrift Test 6, 1998: 42-46.
  7. Stiftung Warentest: Nicht nur Sonnenseiten, Test Lichtschutzmittel. Zeitschrift Test 6, 1997: 46-50.

Eine Zusammenstellung der auf dem Markt befindlichen Sonnenschutzprodukte findet sich in:

Weitere Informationen:

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