Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologe, Dipl. Biologe,

Asthmatrainer, Psychosomatik, Reisemedizin, Gelbfieberimpfstelle

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Kleiderläuse

Kleiderläuse (engl. body louse) (Pediculus corporis = Pediculus humanus humanus) sind die größten Menschenläuse (3-4,5 mm lang) und sind gefürchtete Krankheitsüberträger (s.u.). Sie sitzen nicht am Körper, sondern an anliegender Kleidung (rosenkranzartig an den Säumen der Kleider und Nähten anderer Kleidungsstücke.

Symptome - (klinisches Bild):

Das erste Anzeichen für einen Kleiderlausbefall ist meist ein ungewöhnlicher heftiger  Juckreiz als Reaktion auf die Stiche, vor allem im Bereich der Achselregionen, dem Genitalbereich und im Bereich des Rock- und Hosenbundes. Es treten zahlreiche strichförmige Kratzeffekte auf, die häufig impetiginisieren (Ekzem durch Besiedlung der gekratzten Haut mit Bakterien und Pilzen). Dadurch entsteht das Bild der "Vagabundenhaut", die außerdem zahlreiche Närbchen mit umgebender dunkler bis heller Verfärbungen der Haut (Hyper- und Depigmentierung) zeigt.

Verbreitung:

Kleiderläuse sind zur Zeit sehr selten zu finden. Die Übertragung erfolgt bei engem Körperkontakt (besonders häufig unter Obdachlosen). Bei starkem Befall sind sie in Lagerstätten, Polstermöbeln und sogar auf Papiergeld und in Notizbüchern zu finden.

Entwicklung der Läuse:

Aus jeder Nisse entwickelt sich eine Laus. Die Läuse schlüpfen nach ca. 7-14 Tagen aus. Läuse sind getrenntgeschlechtlich und müssen sich fortpflanzen (d.h. es werden dazu Männchen und Weibchen benötigt, Kopulationsdauer ca. 1 Stunde). Das Läuseweibchen ist nach 3 Larvenstadien innerhalb von 14-21 Tagen geschlechtsreif und klebt die Nissen mit wasserunlöslichem Kitt aus der Anhangsdrüse des Ovars an die Nähte der Kleidung (wie eine Perlenschnur). Larven müssen ebenfalls Blut saugen. Je wärmer es ist, desto schneller läuft die Entwicklung ab (ideal 27-30° C). Bei über 39° C wird es den Läusen aber zu warm, sie verlassen fiebernde Personen, bzw. ziehen sich auf das Äußere der Kleidung zurück, wodurch sie rasch sichtbar werden. Läuse können sich relativ rasch fortbewegen (bei 20° C ca. 23 cm/min).
Die Lebensspanne der Kleiderläuse beträgt 30-40 Tage (länger als bei der Kopflaus), pro Tag werden bis zu 14 Nissen abgelegt ( insgesamt pro Weibchen 50 bis 276 Nissen). Hungern ist bei Kleiderläusen erst nach 1 Woche tödlich.

Behandlung - Therapie:

Gleichartige Anwendung von Medikamenten wie bei Kopfläusen. Die Wäsche muss durch Auskochen oder Desinfektion (vor allem durch Kontaktinsektizide wie Jacutin-N) gereinigt werden. Einfrieren bei -18°C und Verstauen der Kleidung in gut verschlossenen Plastiksäcken muss länger als bei Kopfläusen durchgeführt werden. Da die Kleiderläuse aber gefährliche Erkrankungen übertragen können, sollte hier die Desinfektion mittels Insektizid bevorzugt werden.

Krankheitsübertragungen:

Wenn Kleiderläuse zerdrückt und in die Haut eingekratzt werden, kann es durch  Kleiderläuse zur Übertragung der Erreger der Rickettsiosen, des Fleckfiebers (Erreger: Rickettsia prowazekii, infizierte Läuse sterben auch eher, nach 8-23 Tagen), des nicht tödlichen WOLHYNISCHEN Fiebers (Bartonella quintana = früher Rickettsia quintana = "Fünf-Tage-Fieber) und des Rückfallfiebers (Borrelia recurrentis).
Von herausragender Bedeutung ist das Fleckfieber (Typhus exanthematicus = klassisches Fleckfieber). Napoleon soll mehr Soldaten durch das Fleckfieber, als durch Waffengewalt verloren haben. Das Fleckfieber hat eine Letalität von 10 bis über 20 %. Epidemien sind in der ganzen Welt im Gefolge von Krieg, Hunger und Elend aufgetreten. Die Erkrankung kann mittels Antibiotika (Doxycyclin, Rifampicin, Choramphenicol, ) behandelt werden, eine vorbeugende Impfung ist möglich. Impfstoffe werden im Pasteur-Institut in Paris und in den USA hergestellt. Ein Impfstoff ist in Deutschland nicht im Handel.

Literatur:

1.DGPI-Handbuch 3. Auflage, Infektionen bei Kindern und Jugendlichen (Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie) Seite 477ff.
2.Review: Scabies and pediculosis pubis: an update of treatment regimens and general review.( Clin. Infect. Dis. 2002, 35(Supl.2) S146-51).
3.Praktikum des Infektions- und Impfschutzes (Bösel, Luttmann, Hartung), Hoffmann GmbH Verlag Berlin.
4.Burgers, I.: Head lice (Clin. Evid. 2002, 1508-1512).
5.Houhamdi, L. et al.: An experimental model of human body louse infection with Rickettsia prowazekii (J. Infect. Dis. 2002, 186, 1639-1646).
6.Murrell, A. et al. : A survey of bacterial diversity in ticks, lice and fleas from Austalia (Parasitol. Res. 2003, 89, 326-334).
7.Rolain J. et al. : Bartonella quintana in human erythrocytes (Lancet 2002, 360, 226-228).
8.Foucault C. et al. : Bartonella quintana Bacteriemia among Homeless People (Clin. Infect. Dis. 2002, 35, 684-689).
 

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